Dank Pandemie gab‘s Frikassee

Heißes vor der kalten Nacht bringt der Kältebus der Malteser; Bildquelle: Lukas/Malteser

Hannover (mhd). Zum letzten Mal in diesem Winter ist der Kältebus der Malteser in Hannover am Donnerstagabend, 26. März, zu den Obdachlosen der Landeshauptstadt gefahren. Noch einmal wurden rund 60 Personen am Raschplatz hinter dem Hauptbahnhof und am „Kröpcke“ in der Innenstadt mit einer warmen Mahlzeit und heißem Kaffee und Tee versorgt. Dem Coronavirus trotzten die Ehrenamtlichen in den vergangenen Wochen mit besonderen Hygienemaßnahmen.

„Bleiben Sie zuhause!“ Ein guter Rat - wenn man nicht gerade obdachlos ist. „Tagsüber merke ich die Einschränkungen schon sehr“, sagt Ben (Name geändert) nachdenklich. Seit fünf Monaten ist der 41-Jährige nach eigenen Angaben obdachlos – und gleich in die Coronakrise gerutscht: „Früher konnte ich mich tagsüber in den Geschäften am Hauptbahnhof aufwärmen, auch mal einen Kaffee trinken, das geht jetzt nicht mehr“, bedauert der untersetzte Mann mit dem großen Rucksack. Alternative? „Viel Spazierengehen und der Obdachlosentreff der Caritas an der Clemensbasilika“. Und abends dann eben die Versorgungsbusse der verschiedenen Hilfsorganisationen. Donnerstags sind die Malteser an der Reihe mit ihrem „Kältebus“. „Gut, dass es Euch gibt“, sagt Ben anerkennend. „Nachts habe ich ja keine Probleme mit der Kälte, da ziehe ich meinen Schlafsack zu. Aber vorher ist es gut, noch etwas Warmes in den Magen zu bekommen.“

Am letzten Donnerstag des März konnten die Malteser sogar besonders lecker auftischen. Hühnerfrikassee stand auf dem Speiseplan und die beliebte Nudelsuppe war ausnahmsweise mit Klößen angereichert. Zum Nachtisch gab es Äpfel und Bananen – Spenden von „Josephs Restaurant“ im Dorfgemeinschaftshaus Bredenbeck und des Großmarktes Hannover. Sowohl Restaurants als auch Märkte konnten in den vergangenen Tagen Teile ihrer Waren nicht mehr verkaufen und spendeten sie dann an Hilfsorganisationen.

Auch sonst verliefen die Kältebus-Fahrten der Malteser in den letzten Wochen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie etwas anders als sonst: Konnten sich die Obdachlosen und Bedürftigen ihre Suppe früher direkt am großen Suppentopf des Kältebusses abholen, so wurde nun ein zweiter Holztisch als zusätzlicher Tresen aufgebaut, um räumlichen Abstand zu schaffen. Der Nachschlag kam als zweite Portion in einen neuen Teller und in den leckeren Duft der Suppe mischte sich das sterile Aroma von Desinfektionsmitteln, mit denen einer der Helfer regelmäßig alle Tische abwischte. Handschuhe sind ohnehin selbstverständlich. Der Kommunikation mit den Obdachlosen tat es keinen Abbruch. Auch bei der letzten Fahrt des Kältebusses entspannen sich wieder einige nette Gespräche und Projektleiterin Kyra Kluck musste mitunter sogar trösten: „Nein, nächste Woche sind wir nicht mehr hier, aber unsere Arbeit geht irgendwie weiter“, versprach die junge Malteserin dem einen oder anderen Gast. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit der Stadtverwaltung, wie wir auch in Zukunft sinnvoll helfen können.“

Seit Anfang November war der Kältebus der Malteser Hannover an jedem Donnerstagabend unterwegs, im zweiten Jahr in Folge und in enger Absprache mit anderen Hilfsorganisationen der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die Stadtverwaltung unterstützt das Engagement der Ehrenamtlichen – nicht erst, seitdem im vergangenen Jahr ein Obdachloser in Hannover erfroren war. Kyra Kluck kann inzwischen auf einen gut eingearbeiteten Stamm von rund 15 Ehrenamtlichen zurückgreifen, die in den vergangenen Monaten in Schichten Suppe kochten, Kaffee verteilten, Schlafsäcke verschenkten, so manche Wunde verbanden – und dabei immer ein nettes Wort für die Obdachlosen übrig hatten. Die Teams sind im Laufe der Zeit zusammengewachsen und wollten die Bedürftigen angesichts der Corona-Krise jetzt nicht im Stich lassen. Spätestens im nächsten Winter wird der Malteser-Kältebus wieder fahren – ob mit Corona-Gefahr und Hühnerfrikassee oder ohne, das wird sich zeigen.


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